Perlenfischerei ist die Gewinnung von Perlen aus Muscheln vom Meeresgrund. Perlenfischerei war bis zur industriellen Produktion von Zuchtperlen, die im frühen 20. Jahrhundert begann, ein wichtiger Wirtschaftszweig am Persischen Golf, in Sri Lanka, Japan und auf den Philippinen; bis etwa 1630 auch in Venezuela.

Allgemeines

Vor Beginn des 20. Jahrhunderts war die einzige Methode, Perlen zu gewinnen, das Sammeln von Perlmuscheln. Das wurde in großem Stil unter anderem am Persischen Golf, in einer Gegend, die man ehemals die Piratenküste nannte und die heute zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört, in Ceylon, jetzt Sri Lanka genannt, und in Japan betrieben. In Japan wurde die Perlentaucherei fast ausschließlich von Frauen betrieben; der japanische Name für den Beruf lautet ama. Sie trugen ursprünglich nur einen Lendenschurz, im 20. Jahrhundert dann dünne weiße Kleidung.

Die Perlentaucher, z. B. am Persischen Golf, arbeiteten ohne jegliche technische Hilfsmittel; ein Tauchgang konnte also nur so lange dauern, wie man den Atem anhalten konnte. Sie tauchten meist 10 bis 30 m tief und lösten mit einem Messer die Muscheln aus dem Grund heraus. Der Ausdruck „Perlenfischer“ ist somit irreführend (wie auch englisch „pearl hunting“ und französisch „pêcheurs de perles“). Die Ausbeute war sehr gering.

Perlenfischerei am Persischen Golf (ein zeitgenössischer Bericht)

Der Arzt und Physiologe Karl Theodor von Heßling (1816–1899) schrieb dazu:

Perlenfischerei in Venezuela

Die venezolanische Küste zwischen Caracas im Westen und der Paria-Halbinsel im Osten bezeichnete man früher als „Perlenküste“. Ihr vorgelagert ist die Insel Margarita, die reich an Perlen war (span. „margarita“ bedeutet „Perle“). Die Insel Coche, ehemals ebenfalls reich an Perlen, liegt zwischen der Festlandsküste und der Insel Margarita. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts wurde die Region zwischen der Insel Margarita und dem Festland eine der Hauptquellen für die Gewinnung von Perlen in der Welt. Viele Indigene wurden als Sklaven zum Perlentauchen gezwungen. Alexander von Humboldt hat um 1800 die Gegend bereist; er schreibt dazu:

Humboldt war nicht, wie man nach dem obigen Text denken könnte, ein Befürworter der Sklaverei, sondern ihr entschiedener Gegner. Der später ungebräuchliche Ausdruck der Quint bedeutete den fünften Teil.

Dies ist die „Erzählung“ des oben erwähnten Las Casas:

Danach steht noch mehr über die qualvollen Verhältnisse, unter denen die Perlentaucher nur kurze Zeit überleben konnten. Ein Klafter war etwa 1,8 m.

Das Ende der Perlenfischerei

Es wurde durch die Erfindung der Perlenzucht eingeleitet, die der Japaner Kokichi Mikimoto erfolgreich realisierte.

Rezeption in der Kunst

In der Skulptur

Das Bild gibt eine Skulptur des amerikanischen Bildhauers Benjamin Paul Akers (1825–1861) wieder. Der Künstler ließ sich wohl dadurch anregen, dass – wie K. Th. von Heßling schreibt – das Perlentauchen lebensgefährlich war, und die Taucher nahezu nackt waren. Die Skulptur (von 1858) befindet sich im Portland Museum of Art, in Portland, Maine.

In der Literatur

Das Perlentauchen wird in der Schönen Literatur des 19. Jahrhunderts als beinahe idyllische Angelegenheit gesehen, wie wenn man die Perlen am Meeresboden aufsammeln könnte:

  • Achim von Arnim lässt in seinem Doppeldrama „Halle und Jerusalem“ (Halle, 2. Akt, 4. Auftritt) Lysander zu Olympie sagen: „Und seh ich bald an Indiens Küsten die Perlenfischer in die Tiefe tauchen, mit voller Hand zurücke kehren und mir die runden Perlen vor die Füße schütten …“
  • Bei Jean Paul sagt eine der Personen in dem Roman Flegeljahre (Viertes Bändchen, Nr. 61) „Der Mensch hat zum Guten im Leben so wenig Zeit als ein Perlenfischer zum Perlen-Aufgreifen, etwa zwei Minuten …“.

In der Oper

Les pêcheurs de perles (Die Perlenfischer) von Georges Bizet handelt im Milieu von „Perlenfischern“ an der Küste Ceylons; deren Tätigkeit kommt kaum zum Ausdruck, aber der Aspekt der Gefährlichkeit ihrer Arbeit zeigt sich in der Oper darin, dass die Priesterin Leïla berufen wird, welche die Götter um den Schutz der Perlenfischer bittet.

In der Inszenierung der Metropolitan Opera von 2015 (in der Diana Damrau die Leïla sang) wurde während der Ouvertüre ein „Unterwasserballett von Tauchern“ gezeigt, um an das frühere Perlentauchen zu erinnern. Die Tänzer hingen an dünnen Seilen und vollzogen im Schweben, während sie mal gehoben, mal abgesenkt wurden, ihre „Unterwasser“-Tanzbewegungen. Man sah das durch einen Gaze-Vorhang, der alles ein wenig weichzeichnete, so dass man die Seile nicht bemerken konnte.

In der Rockmusik

1978 erschien von der Band Puhdys ein Album mit dem Titel „Perlenfischer“.

Siehe auch

  • Perlenfischerei als Zeugnis einer Inselökonomie
  • Perlenfischerei in Australien
  • Ama (Taucher)
  • Apnoetauchen
  • Tauchmedizin

Weblinks

Einzelnachweise


 Die Perlenfischerin

Perlenfischer Nina JahnNina Jahn

München, DIE PERLENFISCHER Bizet, IOCO Kritik

Perlenfischer Handgemacht.blog

Perlenfischer Daphne van der Grinten